Wie wertvoll und verletzlich die eigene Gesundheit ist, merkt man häufig erst, wenn man nicht mehr gesund ist. Wenn man ein Bein bricht, an Krebs erkrankt oder der Blinddarm das Leben zur Qual macht. Dann will man, dass alles getan wird, um wieder gesund zu werden. Dieser Wunsch haben alle – wohlhabendeebenso wie weniger begüterte Menschen. Deshalb sollen auch alle das gleiche Recht haben, ihren Wunsch nach einer guten Behandlung, die sie wieder gesund macht, erfüllt zu bekommen.
Genau dieses Recht stellen Privatisierungspläne, wie sie unlängst der FDP-Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger für das erfolgreiche Kantonsspital Winterthur (KSW) verkündet hat, infrage. Denn wenn mit der Gesundheit der Menschen Profit gemacht werden soll – und das wollen private Spitalunternehmen zweifelsohne – , dann sind die Kranken die ersten, die dies zu spüren bekommen.
Der freie Markt und Wettbewerb hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen, weil er das Recht auf eine gute Behandlung – und damit das Recht, gesund zu sein – nicht allen Menschen gleichermassen zugesteht, sondern von der Dicke des Portemonnaies abhängig macht. Bei einer Privatisierung gewinnen die Spitäler, die sich die rentablen PatientInnen und prestigeträchtigsten medizinischen Spezialgebiete sichern können. Weniger attraktive Gebiete und die Versorgung randständiger, psychisch angeschlagener, schwerkranker Patientinnen und Patienten bleiben auf der Strecke. Zu Ende gedacht: Die öffentliche Hand müsste im schlimmsten Fall für die unrentablen Angebote aufkommen, während sich die privatisierten Spitäler an den lukrativen Fälle bereichern.Geht ein privatisiertes Spital konkurs, müsste der Kanton dieses retten. Schliesslich hat er den verfassungsmässigen Auftrag, für eine ausreichende Gesundheitsversorgung zu garantieren. Kurz gesagt: wir müssen bezahlen, verlieren aber die demokratische Kontrolle über unsere Gesundheit.
Das Recht auf eine gute Gesundheit – und damit auch das Recht auf eine qualitativ hochstehende Behandlung –können wir nur dann haben, wenn die Gesundheitsversorgung auch in öffentlicher Hand bleibt. Nur so können wir für eine gute Versorgung für alle, für mehr Kooperation statt Konkurrenz und für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Es gibt schlicht keine Gründe, die für eine Privatisierung des KSWs sprechen. Die Argumente der Privatisierungsturbos, die mit mehr Wettbewerb, Effizienz und besserer Qualität weibeln, entpuppen sich sehr schnell als Scheinargumente, die nur wenigen dienen: nämlich denen, die mit dem Ausverkauf unserer Gesundheit Geld verdienen wollen.
Doch: Mit der Gesundheit der Menschen spielt man nicht. Das ist nicht zuletzt auch ein Gebot der Solidarität: Reiche Menschen können sich die bestmögliche Behandlung auch von privatisierten Spitäler erkaufen. Doch die grosse Mehrheit nicht. Und auch diese haben das Recht, gesund zu sein oder gesund zu werden.
Text erschienen am 15.09.2014 auf wandzeitung.ch