Vor wenigen Tagen hat mich Hiwa Naseh besorgt kontaktiert. Ich kenne Hiwa seit vielen Jahren von unserem gemeinsamen Engagement in der SP Winterthur und wir haben schon einige Male über die Situation der Kurdinnen und Kurden in Syrien, in der Türkei und im Irak gesprochen. Er hat folgenden Brief verfasst und an den Bundesrat sowie das Ratspräsidium geschickt. Bitte teilt den Brief!
Seit einigen Tagen werden Überfälle von der türkischen Armee auf die unter kurdischer Selbstverwaltung stehenden Region Rojava im Norden Syriens verübt. Diese Angriffe, vor allem die täglichen Bombardierungen durch Kampfflugzeuge, haben gemäss Menschenrechtsorganisationen und anderen neutralen Referenzen bereits das Leben von Dutzende Zivilist/innen, darunter auch Kinder und Minderjährige, gekostet. Viele Schulhäuser, Krankenhäuser, historische Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht.
In der Region Nordsyrien leben etwa zwei Millionen Menschen. Von dort geht keinerlei Gefahr für die Bevölkerung der Türkei aus. Die kurdische Region beherbergt mehr als eine Million Flüchtlinge innerhalb Syriens.
Ein Angriff der Türkei würde zu Massakern an der Zivilbevölkerung, zu erneuter Flucht und Vertreibung führen. Seit langem leidet jene Region unter einer Blockade durch die Türkei, die eine Mauer entlang der Grenzen errichtet hat. Regelmäßig beschiessen die türkische Armee sowie al-qaida-nahe Söldnertruppen aus den türkischen Besatzungszonen Städte in Nordsyrien.
Die Frauen und Männer der kurdischen Verwaltung sind ein Bollwerk gegen den IS. Sie haben den dschihadistischen Terror in Kobanê besiegt und sie haben die syrische Stadt Raqqa (die Hauptstadt von ISIS) vom Terror-Kalifat befreit. Mehr als 11.000 kurdische Kämpfer*innen sind in diesem Kampf gefallen und rund 21.000 wurden verletzt. Sie sollten von der internationalen Gemeinschaft belohnt und unterstützt werden!
Ich als Schweizer-kurdischer Journalist und Menschenrechtsaktivist, der seit 20 Jahren in der Schweiz lebt, bitte Sie, Ihr Möglichstes zu tun, um diese Angriffe so schnell wie möglich zu stoppen. Es handelt sich um einen völkerrechtswidrigen Krieg der Türkei und der islamistischen Terrormilizen unter der Fahne der FSA. Wenn Türkei die kurdischen Enklaven in Nordsyrien zerstören sollte, dann droht ein weiterer Krieg in Syrien mit massiven Menschenrechtsverletzungen. Bei der Invasion befürchte ich ein Massaker an der Zivilbevölkerung durch die türkische Armee und ihre islamischen verbündeten Milizen, die zu erneuter Flucht und Vertreibung führen.
Bitte hindern Sie die türkische Armee daran, diese demokratische und friedliche Insel in Syrien zu zerstören und ein Massaker an der Bevölkerung zu begehen!
Es ist höchste Zeit, dass auch die Schweiz Stellung bezieht und ihre moralische Verantwortung wahrnimmt. Wir rufen Sie auf, dass die Schweiz ihrer Verantwortung nachkommt und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern versucht.
Freundliche Grüsse
Hiwa Naseh
Naseh Hiwa