Sieben
Sieben Bundesräte hat das Land. Sieben Mal war die italienischsprachige Schweiz an der Reihe. Und sieben Mal die Frauen. Sieben Mal, seit 1971. Elisabeth Kopp, Ruth Dreifuss, Ruth Metzler, Micheline Calmy-Rey, Doris Leuthard, Eveline Widmer Schlumpf, Simonetta Sommaruga. That’s it. So weit haben wir es seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 gebracht. Den sieben Frauen stehen hundertzehn (!) Bundesräte seit der Gründung des modernen Bundesstaats 1848 gegenüber. Nimmt man nur die Zeit seit 1971, waren es immer noch 34 Männer auf sieben Frauen.
Das sagt viel darüber aus, wie es in Bundesbern (und auch anderswo) um die Gleichstellung steht. Verwundern mag das kaum. Die Rücktrittsankündigung von FDP-Bundesrat Burkhalter war noch keinen halben Tag alt, schon liess die FDP-Frauenpräsidentin Doris Fiala verlauten, die Frauen seien jetzt nicht an der Reihe. Sie sollten also das tun, was Frauen angeblich besonders gut tun sollten: geduldig sein und lächeln. Jetzt ist erst mal das Tessin dran (auf die Idee, dass sich Region, Geschlecht UND Kompetenz in einer Person kombinieren lässt, kamen sie nicht). Während die Parteien- und Regionenkonkordanz diskussionslos akzeptiert werden, scheint das für das Geschlecht nicht zu gelten. Geschlechterkonkordanz? Ach, herrje, darauf kommt es doch nicht an. Wir wollen die BESTEN. Und die sind halt nun mal in der Regel männlich.
Es ist symptomatisch, dass die Frage der Fähigkeit immer nur dann ins Spiel kommt, wenn es um den Frauenanspruch geht. Ironischerweise wird der männliche Massstab der Kompetenz vor allem bei den Frauen streng ausgelegt. Währenddessen Männer Bundesräte werden können, deren Führungsqualitäten durchaus in Zweifel gezogen werden dürfen.
Übrigens: Winterthur hatte schon zwei Bundesräte und mit Jonas Furrer auch einer der ersten. Eine Frau war selbstredend nicht darunter.
Text erschienen im Winterthurer Coucou Kulturmagazin im Oktober/November 2017.