Unsere Geschichte

Im Sommer 2013 sank vor der italienischen Insel Lampedusa ein Schiff mit über 500 Geflüchteten an Bord, die meisten starben. Italien startete Mare Nostrum. Bereits 2014 wurde das Programm zur Seenotrettung eingestellt und durch „Triton“ ersetzt. Eine Frontex-Operation, welche die Sicherung der EU-Grenze zum Ziel hat, nicht die Seenotrettung. 

Zwei Jahre später wurde Alan Kurdi an einen türkischen Strand geschwemmt. Ein Junge, so alt wie meine Tochter heute. Im selben Sommer verreckten über siebzig Flüchtlinge in einem Lastwagen auf der Fahrt nach Europa. 

2017 rühmte sich der Bund damit, die meisten Asylsuchende aus Italien wieder zurückgeschafft zu haben. Wohlwissend, dass Italien diese Verantwortung nicht alleine tragen kann. Wohlwissend, dass es keine Gesetzesänderung bräuchte, um Italien zu entlasten. Die Schweiz könnte das Selbsteintrittsrecht wahrnehmen, wie es die Dublin-Regelung vorsieht. Im Sommer 2018 veröffentlichte die renommierte deutsche Zeitung „Zeit“ ein Pro und Contra mit dem Titel „Seenotrettung: Oder soll man es lassen?“ und stellte die Frage, ob es legitim sei, Flüchtlinge zu retten. Im gleichen Jahr bekundeten die europäischen Regierungen die Absicht, geschlossene Auffanglager ausserhalb Europas zu errichten. Zur gleichen Zeit wurde an einer Pegida-Demonstration „absaufen, absaufen“ skandiert. In den vergangenen Monaten harrten hunderte von Geretteten tage- und wochenlang auf dem Meer aus, weil kein Hafen die Erlaubnis zum Anlegen erteilte und kein Land zur Aufnahme bereit war. 

Wutbürger*innen und gewählte Regierungen haben längst Anstand und Verstand verloren. Die zynische Abschreckungspolitik des italienischen Innenministers Matteo Salvini. Die Scheinheiligkeit des französischen Staatspräsidenten Macron, der wenig Bereitschaft zeigt, Flüchtlingen einen sicheren Hafen zu bieten. Das Schweigen unserer Landesregierung. 

In den vergangenen Jahren starben tausende namenlos im Mittelmeer. Es ist eine Geschichte des bewussten Versagens der politisch Verantwortlichen.

Heute sitzen mutige Frauen und Männer auf der Anklagebank, weil sie dieser Geschichte der Mächtigen eine Geschichte der normalen Menschen entgegenhalten. Eine Geschichte, die von Verantwortung, Solidarität und Hoffnung erzählt. Menschen, die nicht bereit sind, dass hunderttausende von Geflüchteten zum Spielball europäischer Politik werden. Menschen, die sich an Gesetze halten, welche von europäischen Regierungen ausser Kraft gesetzt werden. Das internationale Seerecht beispielweise. Oder das Non-Refoulement-Prinzip, welches verbietet, Menschen in ein Land zurückzuschicken, in dem ihnen Tod oder Folter droht. Menschen, die den Mut haben, Widerstand zu leisten.

Es geht in dieser Geschichte nicht nur um Kapitänin Carola Rackete gegen Matteo Salvini. 

Es geht um uns alle. Um uns als Gesellschaft. Um unsere Geschichte. 

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